Mai 9, 2020

Von der Angst bei Kindern und Eltern

Hallo liebe Mami!

(Oder auch Papi, falls sich einer herverirrt hat ?)

 

Angst und Unsicherheit, sowie Stress, plagt momentan viele Haushalte. Wir haben gestern schon darüber gesprochen, warum die Angst anderer Menschen aktuell manchmal etwas bedrohlich auf unsere Kinder wirken kann. Heute möchte ich mit Dr. Daniela Galashan, meinem ersten Gast in meinem Podcast (sentimentaler Moment) darüber sprechen,

 

 

1. Was macht Angst? Wozu dient sie?
2. Was passiert im Körper bei Angst?
3. Wie ist es mit der Angst bei Eltern?
4. Wirkung der elterlichen Angst aufs Kind
5. Angst beim Kind
6. Konkrete Lösungen

 

Wir hatten ein wundervolles Gespräch und es lief etwas anders als Geplant, in den vollen Genuß kommst du inhaltlich, wenn du diesen Beitrag liest UND den Podcast anhörst oder das Interview auf Youtube anschaust!

Viel Spaß!

 

Was macht Angst? Wozu dient sie?

 

Grundsätzlich ist Angst etwas für uns Positives, denn sie ist ein Helfer. Sie macht uns – wie ein Alarmsystem – darauf aufmerksam, dass irgendwas gefährlich für unsere Psyche oder unseren Körper werden könnte, dass unsere Unversehrtheit in Gefahr ist. Sie schützt uns davor, Risiken einzugehen und sichert uns so in vielen Situationen das Überleben. Sie rettet z.B. das Kleinkind, indem es sich durch die Trennungsangst in der Nähe der Mutter aufhält statt auf „Nimmerwiedersehen“ zu verschwinden. Sie sorgt dafür, dass wir nicht auf dem Rand von Hochhäusern balancieren und auch sonst vorsichtig sind in Situationen, in denen wir uns verletzen könnten.

Außerdem zeigt uns Angst an, was uns wichtig ist, denn dann haben wir Angst, es zu verlieren. Das kann wiederum verschiedene Ängste nach sich ziehen, z.B. wenn ein Kind aus Angst seine Freunde zu verlieren eine Redeangst oder Leistungsangst entwickelt, weil es sich sorgt wie es vor den Freunden dasteht beim Referat oder schlechten Noten.

 

Was passiert im Körper bei Angst?

 

Bei Angst bekommen wir einen Energieschub, unser Körper wird aktiviert, um bestmöglich reagieren zu können. Die Angst bereitet uns also auf das kommende Verhalten vor. Wir kennen das, wenn die Atmung schneller, aber flacher wird, das Herz schneller schlägt, wir die Muskeln anspannen, um sozusagen „sprungbereit“ zu sein. Früher war das notwendig, um schnell reagieren und flüchten zu können, wenn z.B. ein Säbelzahntiger angriff. Auch die Aufmerksamkeit wird gesteigert und sowohl die Wahrnehmung als auch das Denken werden „enger“. Wir konzentrieren uns dann nämlich mit allen Sinneskanälen auf die Bedrohung. Durch diesen „Tunnelblick“, der auch unsere Gedanken dominiert, hängen wir komplett an der Bedrohung fest und haben daher neurowissenschaftlich gesehen keine Ressourcen übrig für kreative Lösungsansätze. Während es früher klare Angst-Auslöser gab, die unser Leben direkt bedrohten (z.B. Säbelzahntiger, Unwetter, Angreifer…), gibt es für die meisten heutigen Ängste keine konkrete Bedrohung, vor der man fliehen kann. Wenn wir z.B. Angst vor Corona haben, dann reagiert unser Körper in Vorbereitung auf einen Feind, vor dem er flüchten will, aber die Angst ist nur in unseren Gedanken. Was uns helfen kann der körperlichen Angstreaktion entgegen zu wirken: körperliche Entspannung. Am Einfachsten ist es, tief durchzuatmen. Es gibt viele Techniken, die man z.B. per Video lernen kann, man kann Fantasiereisen machen, autogenes Training, progressive Muskelrelaxation (PMR), Bodyscan oder meditieren…

Wie ist es mit der Angst bei Eltern?

 

Seit wir Eltern sind, fühlen wir intensiver. Ich denke, das kann jeder nachvollziehen, der Kinder hat. Wer hätte vor den Kindern gedacht, dass man so eine starke Angst um jemanden haben kann wie die Angst, die man spürt, wenn dem Kind etwas passiert ist oder es krank ist? Grundsätzlich bei allen Menschen ist eine unserer größten Ängste die Angst vor Unbekanntem. Denn früher war Unbekanntes für uns bedrohlich, während man in der bekannten Gemeinschaft gut geschützt war. Daher versuchen wir Unbekanntes zu vermeiden und kommen schlecht mit unsicheren Situationen klar. Leider haben wir aktuell genau das: eine unglaublich herausfordernde neue Situation, mit der wir umgehen müssen und dazu noch die Unsicherheit, wie lange sie andauern wird oder wie es überhaupt werden wird in den nächsten Monaten oder gar Jahren. Das kann für ein unterschwelliges Angstgefühl sorgen oder gar zu richtigen Angstattacken führen, z.B. gerade wenn man sich um jemanden sorgt, der einer Risikogruppe angehört.

 

Wirkung der elterlichen Angst aufs Kind

 

Grundsätzlich lernen unsere Kinder viel mehr durch unser Vorbild –man nennt das „Lernen am Modell“ – als durch das, was wir ihnen sagen. Sie bekommen durch ihre feinen Antennen mit wenn wir Angst haben und sehen auch, wie wir damit umgehen. Das heißt nicht, dass wir unsere Ängste vor ihnen verbergen sollten, aber uns sollte bewusst sein, dass sie sie mitbekommen, auch wenn wir mit ihnen nicht darüber sprechen. Unser Verhalten Ängsten gegenüber wirkt sich auf den Umgang unserer Kinder mit ihren Ängsten aus. Leider haben die meisten unserer Generation nicht gelernt mit ihren Gefühlen umzugehen, sie also zu verarbeiten statt sie zu verdrängen. Denn verdrängte Gefühle wirken sich negativ auf unseren Körper und unsere Psyche aus. Aber genau darin liegt eine große Chance, denn weil uns als Elterngeneration nun so viel mehr Wissen zur Verfügung steht können wir dieses Wissen und die Forschungsergebnisse nutzen und lernen, wie wir unsere Gefühle verarbeiten können. So lernen wir es sozusagen mit den Kindern, entwickeln uns weiter und unterstützen damit unsere Kinder, damit sie von Anfang an lernen ihre Gefühle zu verarbeiten. Ein erster und wichtiger Schritt auf diesem Weg ist es, alle Gefühle zu akzeptieren. Denn alle Gefühle haben ihren Grund und ihren Zweck. Früher wurden einige Gefühle unterdrückt, nach dem Motto: „Du brauchst doch keine Angst zu haben!“. Diese Aussage ist aber nicht hilfreich für jemanden, der gerade wirklich Angst hat. Also diesen Satz bitte aus dem Wortschatz streichen. Denn wenn das Kind meint, dass es Angst hat und wir sagen ihm, dass es keine Angst haben soll oder muss, dann kann es entweder unserer Aussage misstrauen oder dem eigenen Gefühl. Und beides wäre nicht gut!

 

Angst beim Kind

 

Aktuell können Kinder viele Ängste haben, weil sie sehen wie unsicher und ängstlich wir in dieser Extremsituation sind. Sie können sich um Angehörige sorgen, um ihre Freunde oder gar Angst davor haben, dass ihre Freunde sie nicht mehr mögen (gerade kleinere Kinder könnten es so interpretieren, dass sie ihre Freunde nicht mehr sehen). Menschen mit Masken können bedrohlich wirken, weil man an ihrem Gesicht nicht ablesen kann, ob sie uns freundlich gesinnt sind oder nicht. Jugendliche könnten Angst haben, etwas zu verpassen oder nicht mitzubekommen, wenn die anderen sich heimlich in kleinen Gruppen verabreden. Schulkinder können Angst haben etwas zu

Ich hatte letztens ein Gespräch mit einer befreundeten Psychologin, die in einer Beratungsstelle für Familien arbeitet. Sie sagte, dass sie es sehr häufig sieht, dass Eltern mit Kindergartenkindern (bis zum Grundschulalter) kommen und sagen, dass ihr Kind Angst hat. Meist nennen sie dann auch eine konkrete Angst, wie z.B. Trennungsangst, z.B. weil das Kind nicht allein ohne Eltern bei einem Geburtstag bleiben möchte. Ihre Beobachtung ist, dass es ganz häufig eine von den Eltern in das Verhalten der Kinder rein interpretierte Angst ist. Dass das Kind oft einfach nur die Versicherung der Eltern haben wollte, dass schon alles in Ordnung ist und dass es trotz des unangenehmen Gefühls (das wir ja oft vor Neuem und Unbekanntem haben) hin gehen kann. Woher soll so ein kleines Kind auch wissen, ob das was es fühlt nun Angst ist oder nicht? Wenn es sich unwohl fühlt und das mitteilt und seine Mutter Angst rein interpretiert und entsprechend reagiert, dann kann es auch passieren, dass sich dadurch erst eine Angst entwickelt. Wenn das Kind vor Monstern unterm Bett Angst hat und die Mutter ein riesiges Bohei darum macht dem Kind zu zeigen, dass da kein Monster ist, dann fragt das Kind sich vielleicht, ob da nicht doch was dahinter steckt, wenn die Erwachsenen dem so viel Aufmerksamkeit beimessen. Natürlich muss man da sensibel sein und es gibt natürlich auch in diesem Alter Kinder mit starken Ängsten. Aber ihrer Erfahrung nach ist es in vielen Fällen die Reaktion der Eltern, die die Angst eher befeuert oder abmildert.

 

Konkrete Lösungen wären also:

 

– ein Gefühl bei kleinen Kindern nicht zu schnell als Angst zu betiteln (auch wenn man immer lernt, dass es gut ist die kindlichen Gefühle zu benennen und das ist es auch tatsächlich, damit sie lernen welches Gefühl sich wie anfühlt)

– dem Kind kurz erklären, dass es sich vielleicht unwohl fühlt, weil etwas Neues auf es zu kommt oder weil es schlecht geträumt hat… Auch bei uns selbst ist es manchmal so, dass wir ein körperliches Unwohlsein in manchen Fällen als Angst interpretieren, obwohl es vielleicht nur Hunger, eine beginnende Erkrankung oder Stress ist. Hier kann Entspannung sehr gut helfen (vielleicht eine Fantasiereise, ein paar Streching-Übungen, tief durchatmen…). Und auch Angst ist „nur“ ein Gefühl, sie bringt uns nicht um und wenn man einfach abwartet, dann nimmt sie mit der Zeit ab, weil Gefühle immer nur kurzfristig ihre volle Wirkung in unserem Körper entfalten können (teilweise wird von 90 Sekunden gesprochen, die man abwarten muss, wenn man das Gefühl zulässt, aber in einigen Fällen dauert es schon etwas länger bis sich ein intensives Gefühl gelegt hat).

– den Fokus auf eine Lösungsmöglichkeit statt auf die Angst legen.

– dem Kind vertrauen, dass es das schon meistern kann und ihm das auch vermitteln, dass man es ihm zutraut. Frei nach dem Motto: „Mut ist nicht, wenn man keine Angst hat, sondern wenn man etwas trotz Angst macht“.

 

Mein Top-Tipp gegen Angst und überhaupt:

 

Dankbarkeit! Denn wir können nicht gleichzeitig dankbar sein und Angst haben. Dankbarkeit hat unzählige positive Effekte, z.B. sind dankbarere Menschen gesünder, zufriedener, weniger anfällig für Stress, schlafen besser, haben ein besseres Immunsystem und erholen sich sogar schneller von Krankheiten. Du kannst auch der Angst selbst danken, dass sie Dir etwas angezeigt hat und Dich dann von ihr verabschieden. Außerdem erhältst du, falls du in meinen Newsletter eingetragen bist, ein Dankbarkeitstagebuch. Wenn du dich noch nicht für meinen Newsletter angemeldet hast, dann kannst du das hier tun.

 

 

Deine Dr. Mami

 


Schlagwörter

In meinem Leben habe ich unvorstellbar viele Katastrophen erlitten. Die meisten davon sind nie eingetreten.

Mark Twain

Viel Spass beim Lesen!
Ich freue mich über einen KOmmentar von dir.

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