Februar 7, 2019

35 Fakten über das Stillen – Allgemeinbildung Stillen

Liebe Mama!

In meiner Still-Beratung treffe ich oft auf verzweifelte Mütter, bei denen es eben nicht so leicht klappt, mit dem Stillen.

Ich treffe auf verunsicherte Mütter, weil Menschen mit Halb- oder Unwissen mit erhobenen Zeigefinger auf sie einreden.

Traurigerweise trifft man allgemein in Bezug auf Stillen hier auf eine Gesellschaft voller Ambivalenz:

Vollzeitarbeitende Mama: nein! Hausfrau: nein! Vollblut-Mama: NEIN! Karriere-Frau: nein! Einzelkind: nein! 4-Geschwisterchaos: nein! Pornos ja! Stillen in der Öffentlichkeit nein!

Dieser Text ist für Still-Dummies (lieber viel Dekolleté und Bildzeitung-Bunny als öffentlich stillende Mütter), für verunsicherte Mütter und für teilnahmslose/ahnungslose/interessierte Väter:

Es gäbe vielmehr zu schreiben, hier erstmal ein paar Fakten:

  1. STILLEN ist kein Instinkt, merkwürdig, aber wahr. d.h. das Zusammenspiel zwischen Mama und Baby erfordert oft Hilfe, Zeit und Übung.
  2. Manche Frauen können nicht stillen. Aber es sind die wenigsten. Man geht davon aus dass 1-2% aller Frauen WIRKLICH nicht stillen können. Bei den meisten Frauen liegt es am falschen Stillmanagement/ Fehlen von kompetenter Anleitung.
  3. Die Wiegehaltung ist nicht ideal für den Stillstart und verursacht oft wunde Brustwarzen.
  4. Self-Attachment heißt: warten bis das (gesunde) Kind sich nach der Geburt selbst an die Brustwarze andockt und saugt.
  5. Stillen fördert die Mutter-Kind-Bindung, ist aber keine Garantie. Auch die Babyflasche kann bindungsfördernd gegeben werden.
  6. Saugen ist anstrengend. Dass Babies zwischendurch pausieren müssen, ist normal.
  7. Der Milcheinschuss sollte Lympheinschuß heißen, denn es schießt keine Milch in die Brust!
  8. Auf Flasche/ Schnuller sollte bis zum Etablieren der Stillbeziehung verzichtet werden. Das Baby muss das richtige Verhalten/Koordination an der Brustwarze erstmal gemeinsam mit Mama lernen. (Wissenschaftliche Untersuchungen belegen k e i n e „Saugverwirrung“!)
  9. Wenn die Mama beim Kaiserschnitt zu viel intravenöse Flüssigkeit bekommen hat, sammelt sich Wasser in der Brust, dies kann die Milchbildung stören . Beim Baby sammelt sich dadurch womöglich auch Wasser im Körper, was nach der Geburt wieder ausgeschwemmt wird und zu einem falsch hohen Gewichtsverlust (und zu frühem Zufüttern) führen kann. Dies sollte das stillfreundliche Krankenhauspersonal vor dem Zufüttern berücksichtigen.
  10. Einer der wichtigsten Faktoren für den Stillerfolg ist NACHWEISLICH die Haltung und Unterstützung durch Papa. Ich empfehle, den motivierten Papa noch in der Schwangerschaft zur vorbereitenden Stillberatung mitzunehmen, denn wenn eine dritte Person nochmals evidenzbasiert über die Vorteile des Stillens aufklärt, fruchtet das ganz gut ;-). Das Wochenbett sollte sein Ansehen als „heilige Zeit“ wieder zurückerlangen.
  11. Ein per Kaiserschnitt geborenes Baby leidet manchmal durch vermehrte Fruchtwasserreste im Magen an Übelkeit. Besonders hier trägt die bioaktive Muttermilch zu Besserung bei.
  12. Müde Frischgeborene sind manchmal nach der Geburt zu schlapp um zu trinken. Besser als abpumpen oder zufüttern ist manuelles Ausstreichen, Versuch zu wecken (6h fehlendes Andocken durch das Baby ist durch die hormonelle Umstellung in der Mama als Vorbereitung auf die Milchbildung zu lang und kann den gesamten Stillstart erschweren) und die Gabe von Kolostrum, das dem Kind Energie liefert um bei der nächsten Mahlzeit aktiver zu sein. Wie das genau ablaufen sollte, unbedingt von einer ausgebildeten Stillberaterin erklären und zeigen lassen!
  13. Abstillen geht auch nicht-medikamentös. Zu wenige Frauen werden darüber aufgeklärt, dass medikamentöses Abstillen mit zB. Depressiver Episode einhergehen kann.
  14. Nur WENIGE medizinische Eingriffe, Krankheiten oder Medikamente erfordern das Abstillen!
  15. Die meisten Ärzte und Krankenschwestern haben KEINE fundierte Ausbildung in Bezug auf Stillberatung. Nicht selten geben sie trotzdem Ratschläge in Bezug auf Stillen, die nicht richtig sind. Unbedingt Informationen bei gut ausgebildeten Stillberaterinnen holen!
  16. In der Sauna fängt die Muttermilch in der Brust nicht zu brodeln an.
  17. Wenn zugefüttert wird, dauert es 2-4 Wochen bis die „Darmflora der Muttermilch“ wieder hergestellt ist.
  18. Muttermilch ist nachweislich die beste Nahrung für das Baby.
  19. Jeder Tropfen Kolostrum ist Gold wert für den Körper des Babies.
  20. Ich empfehle den Müttern, das manuelle Ausstreichen der Brust bereits vor der Geburt zu üben und Kolostrum aufzubewahren. Bevor man unnötig zufüttert, gibt man nach der Geburt lieber das Kolostrum. Tips zur Aufbewahrung findet ihr online!
  21. Eine Mutter die raucht (schön wäre es trotzdem, wenn es diese Kombination nicht gäbe) darf Stillen. Besser ist: weniger rauchen UND stillen, als nicht stillen, hier ist eine ausführliche Beratung bereits in der Schwangerschaft indiziert.
  22. Stillen ist die wichtigste Prophylaxe (50%) für plötzlichen Kindstot
  23. Stillen macht KEINE Hängebrüste. Die Brustform ist genetisch beeinflusst. Schwangerschaft, Pubertät und Zeit tragen zu Veränderungen der Brust durch verschiedene Prozesse bei. Stillen nicht!
  24. Mutter und Kind entscheiden alleine, wie lange sie ihre Stillbeziehung fortsetzen möchten.
  25. Erzwungene Stillabstände sind out. Stillen nach Bedarf ist IN (medizinisch und psychologisch sinnvoll).
  26. Satte Babies schlafen meist nicht durch. Das hat etwas mit dem Hirnstoffwechsel und Wachstum des Kindes zu tun, mehr dazu bald.
  27. MINDESTENS 4 (WHO : 6)komplette Monate sollte voll gestillt werden.
  28. Ein dickes gestilltes Kind (Muttermilchbomber :-)) bleibt nicht dick und hat weniger Risiko an Fettleibigkeit zu erkranken als eines, das Formelnahrung bekommen hat.
  29. In manchen Kulturen gilt Flaschennahrung als Statussymbol. Hier müssen wir noch viel Aufklärungsarbeit leisten, denn eigentlich will jede Mama das Beste für ihr Kind.
  30. Stillen schützt nicht sicher vor einer erneuten Schwangerschaft!
  31. Schwangerschaft und stillen: das geht gut!
  32. Muttermilch ist das größte Wunder der Natur. Mehr dazu bald
  33. Das was die Deutschen gerne als “Langzeitstillen” betrachten ist psychologisch unbedenklich und evolutionsbiologisch normal, also lasst euch nicht verunsichern, bis 2 Jahre (und wenn gewünscht darüber hinaus!) Ist völlig ok!.
  34. Bis zur Einführung von Beikost sollte das Kind Beikostreifezeichen zeigen.
  35. Wenn eine stillende Mutter Mineralwasser mit Kohlensäure trinkt, fängt die Muttermilch nicht an zu sprudeln.

Diese Liste könnte endlos weitergehen. Ich schreibe bald über Muttermilch, Allergieprävention, Folgemilch und Babymilchindustrie.

Sie soll zeigen:

Idealerweise hat jede Frau noch in der Schwangerschaft eine Stillberaterin an ihrer Seite, da es in der Klinik (es sei denn, es handelt sich um ein zertifiziertes „babyfriendly“ Krankenhaus ) nicht zwingend gut ausgebildete Stillberaterinnen gibt.

PS: dieser Text ist nicht dafür da, dass Frauen, die nicht Stillen können oder wollen, ein schlechtes Gewissen kriegen, denn für ihre Kinder gibt es wunderbare Alternativen (ich empfehle es Rat einzuholen, wie man bindungsfördernd die Flasche gibt).

Dieser Text ist für die Frauen, die Stillen können/wollen, die sich von dieser Gesellschaft verunsichern lassen und dann nicht oder frühzeitig abstillen!

Eure Dr. Mami

In meinem Leben habe ich unvorstellbar viele Katastrophen erlitten. Die meisten davon sind nie eingetreten.

Mark Twain

Viel Spass beim Lesen!
Ich freue mich über einen KOmmentar von dir.

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  1. Katalin Scarfí sagt:

    Super Zusammenfassung, vielen Dank! Was halten Sie über die Zusammenhang zwischen Stillen und Karies? Mein 15 Monaten altes Kind hat in kurzer Zeit mehrere Karies entwickelt, obwohl wir von Anfang an sehr auf die Mundhygiene achten. Er bekommt auch keine Süßigkeiten. Ich wurde jetzt von 3 Zahnärzte schon auf dringendes Abstillen aufgefordert, obwohl mein Kind das noch Tag und Nacht sehr viel verlangt. Ich bin sehr traurig und weiß nicht was die beste Lösung wäre…

  2. Alexa sagt:

    Ein schöne Auflistung! ❤️

    Was ich mich aber schon so oft gefragt habe: Was genau schützt vor SIDS?
    Der Akt des Stillens an sich?
    Oder die Gabe von Muttermilch? (Wären dann also Flaschenkinder, die mit abgepumpter Milch ernährt werden, genauso geschützt?)
    Oder sind es doch die „Umstände“ (also nächtliche Nähe/ häufiges Wachsein der Mutter etc)?
    Weißt du das? Ist das genauer erforscht?

    LG Alexa (mit zwei pumpgestillten Kindern 😉

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