August 24, 2020

Das kleine aber fiese Zungenband

Liebe Mami!

Bis vor zwei Jahren war mir nicht bewusst, dass das zu kurze Zungenband ein ganzheitliches Problem darstellt, dass es eine große Qual nicht nur für Babies und ihre Eltern, sondern für Menschen JEDEN Alters bedeuteten kann!
Und damit bin ich nicht alleine, im Gegenteil: so geht es auch allen meiner befreundeten Kinderärzte/Innen und Allgemeinärzte/Innen. Vielleicht gab es eine Vorlesung dazu, die ich geschwänzt habe, vielleicht gab es mal einen potentiellen Schulungspatienten in der Klinik, den ich verpasst habe – aber ich wage zu sagen, dass das nicht der Fall war!
Wäre ich nicht eine IBCLC-Stillberaterin und hätte ich nicht entsprechende Fortbildungen dazu ZUFÄLLIG im Netz gefunden, wüsste ich heute noch nichts darüber.

Was für eine SCHANDE, kann ich nur sagen. Gleichzeitig sehr heilsam für mich, es hat mich mal wieder daran erinnert, dass ich eigentlich nichts weiß!

Ich frage mich im Nachhinein, wie vielen Müttern mit Stillproblemen ich den falschen Rat gegeben habe.
Wie oft ich das „mein Kind hat Augenringe“ nicht ernst genommen habe.
Wie oft habe ich gesagt „solange es gut wächst und trinkt macht das nichts!“
…und wieviele der Kinder mit ADHS oder autistischen Zügen in Wirklichkeit ein zu kurzes Zungenband haben – ignoriert oder unentdeckt?
Ich frage mich bei Erwachsenen, die einen Herzinfarkt hatten oder 4 Medikamente gegen zu hohen Blutdruck nehmen: Wäre das zu verhindern gewesen, hätte man das Zungenband rechtzeitig durchtrennt?

Dass es Spezialisten gibt ist wichtig. Aber Spezialisierung heißt oft auch, dass es mehr in die Tiefe als in die Breite geht. Das heißt, der Aspekt der Verbundenheit, der ganzheitlichen Wahrnehmung geht verloren – natürlich – man kann einfach nicht alles wissen.

 

Und auch wenn das, was ich zu diesem Thema weiß, auch wieder nur ein Teil des Puzzles ist, ein anderer Blickwinkel, muss ich diesen Blogbeitrag verfassen, denn wenn du Bescheid weißt, kannst du dich, dein Kind oder jemand anderen, vor sehr viel Leid bewahren.
Denn let’s Face it: höchstwahrscheinlich wird dir sonst (im Jahre 2020) kaum jemand hier weiterhelfen können.

10 Dinge, die du über das zu kurze Zungenband wissen solltest!

  1. Das Zungenband (Frenulum linguae) liegt unter der Zunge und wird bei vielen sichtbar, wenn sie die Zungenspitze Richtung Gaumen heben. Es verbleibt nach der embryonalen Entwicklung als Überrest, es ist eine Faszie in der Mittellinie des Mundes, die normalerweise die Funktion der Zunge nicht einschränkt.
  2. Durch programmierten Zelltod sollte dieser eigentlich verschwinden. Er kann zu dick, zu dünn, zu kurz, zu weit vorne, mittig oder hinten an der Zunge befestigt sein. Manchmal kommt auch zusätzlich ein Lippen- oder Wangenbändchen vor.
  3. Ankyloglossie = einschränkende Zungenbeweglichkeit aufgrund eines zu kurzen Zungenbandes. Es ist vererbbar, wird z.B. vermutlich Ernährung und vielen weitern Faktoren bedingt. Sie ist häufig und bleibt meist unerkannt. In einigen anderen Ländern herrscht deutlich mehr Wissen zum Thema Zungenband. Allgemein werden die Zungenbänder, die bis zur Zungenspitze reichen deutlich häufiger erkannt als die, die sich unter der Schleimhaut verstecken
  4. Ein zu kurzes Zungenband führt zu vielen Still- und Folgeproblemen. Die Zunge ist nicht nur wichtig für Sprache, Nahrung und Atmung. Sie muss richtig liegen (zu kurzes Zungenband – Zunge liegt nicht am Gaumen, sondern am Mundboden —> Gaumen als Teil des Oberkiefers und angrenzende Zähne entwickeln sich falsch, Nasenatmung durch deformierten Gaumen (Gaumen ist Boden der Nasenhöhle) behindert.
  5. Folge: ständige MUNDATMUNG oder offener Mund – das ist NICHT NORMAL! Schnuller kann falsche Atmung auch bedingen, durch falsche Atmung wird Atemluft nicht gereinigt und angefeuchtet: mehr Infektionen der oberen Atemwege, fraglich mehr Allergien.
  6. Durch die nicht-normale-MUNDATMUNG wird das Stresssystem aktiviert: betroffene Kinder wachen nicht nur öfter auf, sie sind unruhiger und können später sogar höheren Blutdruck dadurch haben. Durch chronisch erhöhten Blutdruck (weil z.B. das Zungenband bis ins höhere Lebensalter unerkannt bleibt) kann das zum Herzinfarkt beitragen.
  7. Stillprobleme können sein: Wunde Brustwarzen trotz korrektem Anlegen, Milch fließt am Mundwinkel raus, Baby würgt oder wird bläulich wegen Atemnot, einschlafen vor dem satt sein (Erschöpfung), ständig hungrig und unleidlich (weil nie richtig satt), ständiges an- und abdocken!
  8. Weitere mögliche Probleme bei Babies: Reflux! Regulationsstörung! Exzessives Schreien, Schlafstörungen, Müdigkeit, Reizbarkeit, würgen, grünlicher Stuhl, kleines Kinn (Richtung Hals gerichtet), Atemaussetzer , flacher Hinterkopf, unsymmetrische Körperhaltung (dadurch dass Schlucken und Saugen nicht „normal“ funktioniert, werden andere Muskeln zur Kompensationen aktiviert, diese sind wiederum Teil eines Netzwerkes, sodass alles was damit zusammenhängt ungünstig beeinflusst wird!
  9. Probleme bei größeren Kindern: Hyperaktivität, Sprachstörungen mit sozialer Isolation, niedriges Selbstwert, Kreuzbiss, Erschöpfung, Schlafstörung, Zahn- und Kiefer-Fehlstellung.
  10. Leider wird das Zungenband nicht nur oft übersehen, sondern auch noch häufig falsch therapiert. Achtet darauf, dass ihr bei echten Zungenband-Experten seid. Übrigens: Therapieempfehlungen sind ebenfalls nicht einheitlich. Aber: Vor- und Nachsorge sind sehr wichtig, z.B. Die falsch genutzte Muskulatur, die nicht genutzte Muskulatur, Fehlhaltung usw. sollten ebenfalls nach Lösung des Zungenbandes trainiert werden (je länger die Diagnose gedauert hat, desto wichtiger.)

Welche Erfahrungen hast du damit gemacht?

Deine Désirée


Schlagwörter

In meinem Leben habe ich unvorstellbar viele Katastrophen erlitten. Die meisten davon sind nie eingetreten.

Mark Twain

Viel Spass beim Lesen!
Ich freue mich über einen KOmmentar von dir.

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  1. Danke für diesen Artikel, sehr spannend.
    Ich frage mich gerade so einiges: mein kleinerer Sohn hat nach der Geburt ein zu kurzes Zungenband diagnostiziert bekommen, es sei aber minim deshalb wollte es der Arzt sein lassen.
    Er trank gut und ich stillte lange. Nun ist er 21 Monate alt. Er spricht fast nicht und schläft noch immer sehr unruhig… Ob das wohl einen Zusammenhang haben könnte?

  2. Marion sagt:

    Hallo,
    vielen lieben Dank für diesen Beitrag!
    Habe bei meiner Tochter (8 Wochen) ein zu kurzes Zungenbändchen festgestellt, seit 1 Woche sehr häufiges Klickenbeim Stillen, häufiges Loslassen der Brust, nicht richtiges Fassen dee Mamille, Schluckauf, herzförmige Zunge und habe übermorgen einen Termin zur Durchtrennung beim Kinderarzt. Welche Übungen sollten zur Nachsorge gemacht werden und brauchen wir danach einen Termin beim Osteopathen?

    Liebe Grüße
    Marion

    • Hallo! Danke für deinen Kommentar! Ich bin froh, dass ihr das so früh gemerkt habt. Ich hoffe dein Kinderarzt hat ein Training erhalten und Erfahrung damit! Ich kann dir nicht sagen, was du danach alles machen musst, weil ich dein Kind nicht kenne und behandle. In vielen Ländern ist eine Nachbehandlung empfohlen, welche hängt ab vom Alter und Befund, das zungenband wöchsg sonst womöglich schnell wieder zusammen.

  3. Helena sagt:

    Danke für diesen Beitrag. Das könnte tatsächlich die Antwort aller Probleme mit meinem 15 Wochen alten Sohn sein. Er will ständig an die Brust, jede Stunde und nachts fast dauerhaft. Er hat einen verformten Kopf und eine einseitige Körperhaltung, weswegen er gerade Physiotherapie bekommt weil man davon ausgeht, dass es an der Saugglocken Geburt liegt (wird sicherlich auch mit reinspielen). Er konnte schon immer nur an der linken Brust trinken, er weint bzw schreit unglaublich viel und hat auch einen starken Reflux. Auch der Schlaf war schon immer schlecht. Ich war schon ganz verzweifelt. Das gibt mit jetzt wenigstens einen Anhaltspunkt. Man sieht bei ihm auch als Laie, dass das Bändchen zu kurz ist denn es geht bis an die Zungenspitze. Als ich den Kinderarzt bat danach zu schauen öffnete mein Baby in dem Moment nicht seinen Mund und der Arzt hatte keine Geduld und sagte nur, er denkt nicht das es zu klein ist. Denn er nimmt ja zu und kann trinken.
    Ich werde mich jetzt auf die Suche nach einer Stillberaterin machen und hoffe sehr, dass ich hier fündig werde und mir jmd helfen kann.
    Danke Danke für diesen Beitrag!

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In tiefer Liebe, Désirée

Hi, ich bin Désirée!

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